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Rudolf Presber
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in vita . 1. Auflage 1902
Drei Schüsse
Schon fallen die Schatten schmal und lang -
Nimm, Jan, mein Pferd am Halfterstrang!
Es kommt die Nacht. Bevor wir ruh'n,
Muß ich, du weißt, drei Schüsse tun.
Sie haben's erzwungen, sie haben's gewollt -
Ich goß meine Kugeln aus rotem Gold;
Aus Gold, das in einsamen Bergen lag ...
Drei Kugeln schieß' ich an jedem Tag.
Und wenn die erste Kugel traf,
Schreit fern auf der Insel die Braut im Schlaf.
Wenn die zweite Kugel ihr Ziel gewinnt,
Dann wimmert in London ein Grafenkind.
Und ist meine letzte Kugel entfloh'n,
Verliert ein Krösus den einzigen Sohn ...
Drei Gräber schaufeln sie morgen stumm,
Drei krächzende Geier kreisen darum.
Da werden drei Buben, vom Ruhm genarrt,
Im Herzen mein Gold, in die Erde verscharrt.
Da liegen sie still, und da ruhen sie warm,
Wie meine drei Kinder in Trümmern der Farm.
Drei Mütter aber sind sicherlich
Im reichen London so arm, wie ich.
Hab' kein Weib und kein Kind und kein Dach und kein Haus,
Nur - Gold. Und ich gieße mir Kugeln daraus.
Nur Gold, das in einsamen Bergen lag.
Drei Kugeln schieß' ich an jedem Tag!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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