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Rudolf Presber
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in vita . 1. Auflage 1902
Heimkehr
Die Stadt so fremd! Und meine Wiege stand
Doch dort im Häuschen hinter den Platanen -
Wo ist's geblieben? - Eine Bretterwand,
Dahinter Schuppen für die Pferdebahnen.
Auf unserm alten lieben Spielplatz, schau:
Ein rotes Schlachthaus, drin sie Kälber morden.
Aus des Gymnasiums grauem Sandsteinbau
Ist ein Altweiberspittel gar geworden.
Und auf dem Marktplatz, wo der Brunnen rann,
Thront, aufgebaut von reichen Bürgerkräften,
In Erzguß der Prophet und Biedermann,
Den - als ich ging - die kleinen Kinder äfften.
Und dort das Dämchen, das im Federhut
Und gelben Fuchspelz flott mir kommt entgegen?
Die Käthe - ja! Sie war mir einst so gut ...
Ich repetiert' Sekunda ihretwegen! ...
Wir waren noch so jung und nicht gescheit.
Wir küßten uns; die Tante hat's gesehen.
Der Apotheker hat sie sich gefreit.
Er schielt. Das hindert nicht beim Pillendrehen.
Ob sie mich kennt? Sie sieht mich forschend an,
Wird rot und - geht. Ich muß die Fäuste ballen!
Und doch - und doch! Was hätt' ich wohl getan,
Wär sie mir plötzlich um den Hals gefallen?
Ein Dämchen sie; und ich - ein arger Wicht,
Gefesselt tausendmal, doch nie gefangen.
Was ist uns "treu"? Wir sind's uns selber nicht,
Und möchten's von den andern gar verlangen ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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