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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Am Ostermorgen
Das ist ein Blühen und Singen
In heiliger Osterzeit -
Von dumpfen Gräbern springen
Die Felsentore weit.
Den Haß und Hohn verscharrten
Trotz seiner Jünger Flehn,
Den haben durch den Garten
Die Frauen wandeln sehn.
Er hat, von Menschentränen
Gelockt nach kurzer Nacht,
Maria-Magdalenen
Den Lebensgruß gebracht.
Nun düftet's durch die Auen
Von Lenz und Auferstehn;
Die galiläischen Frauen
Schau' ich im Garten gehn;
Die treuen Schwärmerinnen,
Bejammernd seinen Mord,
Finden bei leeren Linnen
Den Engel Gottes dort.
Sie beten das Erbarmen
Herab vom Himmelszelt
Und führen mit schwachen Armen
Das Wunder in die Welt.
Das ist der wonnevollen,
Der heiligen Liebe Glühn:
Die läßt aus toten Schollen
Die bunten Blumen blühn:
Die streut des Lenzes Gaben
Im Sonnenglanz zu Hauf;
Und was der Haß begraben,
Weckt sie in Schönheit auf.
Und unsre Seelen ziehen
In junger Erde Duft
Dankbar mit den Marieen
Zu einer leeren Gruft ...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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