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Spuren im Sande
162 Bücher



Rudolf Presber
Spuren im Sande . 1. Auflage 1906



An Detlev von Liliencron

(Zum 60. Geburtstag)

Sie wollen heut auf byzantinisch Gold,
Du Sechzigjähr'ger, deine Züge malen
Und Priesterinnen streuen süß und hold
Des Weihrauchs Körner in die Opferschalen.
Verzückte Jünger greifen dir zum Preis
In zarte Saiten lang geschonter Leiern,
Und in Vereinen redet sich in Schweiß
Ein zünftiger Befrackter, dich zu feiern.

Du aber - - - Ach, wie du so ängstlich blickst;
So äugt der Edelfalke hinterm Gitter.
Hast Angst, daß in Adressen du erstickst
Und in gepreßten Blümchen, rauher Ritter?
Die Kränze all, der Lorbeer auf dem Tisch,
Der Blumenschmuck um zierliche Altäre,
Wie gut gemeint, doch riecht's so wenig frisch -
Das ist des Ruhmes Treibhausatmosphäre.

Und flüsternd zu dem Knaben beugst du dicht
Und heimlich wohl dein scheu Gesicht zur Seite:
"Bursch', steht im Hof mein braver Rappe nicht?
Ich will hinaus, ich will nach Poggfred reiten!
Es soll der Sturm mir durch die Haare fegen,
Grüß jedes Sträußchen, jeden Biedermann,
Und was er bringt, laß ihn zum andern legen -
Und wenn ich wirklich alt bin, seh' ich's an ...!"

Eh' ihre Notenblätter recht entfalten
Die deutschen Sangesbrüder, fett von Wanst,
Wenn's keiner tut, ich will den Bügel halten,
Daß du zur alten Freiheit reiten kannst.
Das Schwert im Arm, Lilie und Kron' im Wappen,
Dem Leben Trotz und den Philistern Hohn
Und hintern Gurt die Sporen deinem Rappen -
Und Gott mit dir, mein Ritter Liliencron!

Sieh, wo die Schnitter ihre Eisen schärfen,
Da stehen Mädels in dem blühnden Land,
Die wollen dich mit wilden Rosen werfen,
Die um die Hecken lohn im Sonnenbrand.
Und kehrst du heim von Kampf und Lanzenstechen,
Umwedeln treue Bracken dich beim Mahl,
Setzt du auf Poggfred Abends dich zum Zechen,
So schling die Blumen dir um den Pokal!

Ich hab' dich lieb. Drum wenn zu deiner Feier
Im Bratenrock ich heut nicht ernst und fromm
Mit Lieschen Müller und Thereschen Meyer
Mein sittsam Sprüchel aufzusagen komm'-
Ich hab' dich lieb und halte deine Hände
Und drück' mich still von Reden und Gelag,
Und in dem schönsten deiner Liederbände
Laß heut mich blättern einen langen Tag...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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