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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Der Meister
Ein Schüler zu dem Meister schlich,
Der sollte ihn beraten.
Der Meister aber sprach von sich
Und seines Geistes Taten.
Der Schüler dacht' bescheidentlich
Auf seine Sach' zu steuern -
Der Meister aber sprach von sich
Und seines Herzens Feuern;
Und wie um Locke oder Bild
Man bettelnd ihm geschrieben,
Und wie ihm heut das Herz noch schwillt,
Weil ihn die Frauen lieben.
Der Schüler hat sich leis erlaubt
Um sein Geschäft zu fragen -
Der Meister sagt': es hab' sein Haupt
Schon früh den Kranz getragen;
Denselben Kranz, der fest und dicht
Ihm heut die Stirn noch kröne;
Und wer das leugne, sei ein Wicht
Und blind für alles Schöne.
Der Schüler schwur: "Ganz sicherlich,
Verdienst muß sich belohnen!"
Der Meister aber sprach von sich
Und von den Epigonen;
Die hätten all' von ihm gelernt,
Die Ernsten und Frivolen,
Und wenn man ihre Werke kernt' -
Der Kern sei ihm gestohlen.
Und als der Schüler heimwärts schlich,
Schlecht, wie zuvor, beraten,
Da sprach der Meister noch von sich
Und seines Geistes Taten.
Und wär' er am geweihten Ort
Geblieben sieben Wochen,
Der Meister hätte immerfort
Doch nur - von sich gesprochen.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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