Du wirst mir keinen Sohn gebären...

Du wirst mir keinen Sohn gebären,
An diesen Brüsten schläft kein Kind;
Du hast die Augen der Hetären,
Die nur zur Lust geschaffen sind.

Es zirkelt schwere Schattenringe
Ums Aug' das wilde Leben dir;
So glänzt aus matter Silberschlinge
An altem Erbstück der Saphir,

Der Schicksalsstein verwehter Zeiten,
Aus dem ein teuflisch Feuer brach,
Um den Geschlechter sich entzweiten,
Um den der Freund den Freund erstach;

An dem zerschellt die Mannesehre,
Aus dem ein Fluch und Zauber grollt,
Der schöner ward von jeder Zähre,
Die seine Gluten löschen wollt'...

Heut bist du mein. Und durch das Dunkel
Auf heißem Lager leuchtet mir
Mit höllisch lockendem Gefunkel
Aus mattem Ringe - der Saphir.

Wie hab' ich seinen Glanz; umworben,
Den noch kein Glücklicher besaß,
Der jeden Sieger noch verdorben,
Den kein Besiegter je vergaß.

Wie lang noch, Falsche, wird es währen,
Dann weht dein Schwur in Welt und Wind -
Du hast die Augen der Hetären,
Die nur zur Lust geboren sind...


  Rudolf Presber . 1868 - 1935

Expressionisten
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