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Spuren im Sande
162 Bücher



Rudolf Presber
Spuren im Sande . 1. Auflage 1906



Ein ritterlich Liebeslied

Ich habe mein munteres Roß gezäumt,
Ich habe gefochten und habe geträumt,
"Gesiegt" auch, sagen die andern.
Ich lachte des Harms, und ich prahlte mit Kraft;
Ein Kränzlein hing mir am Lanzenschaft -
Das war ein Wagen und Wandern!

Ich dachte von Welt und Weibern gering.
Und wenn mir ein Mädel am Wamse hing,
Ich schickt' sie zu Spinnrad und Töpfen.
Schon hatt' ich im Bügel den eisernen Fuß
Und sah mit Lachen den letzten Gruß
Von blonden, wehenden Zöpfen ...

Du Weib mit den Augen der Mitternacht,
Was hat dein Zauber aus mir gemacht,
Seit ich dich, Prangende, schaute!
Es liegt die harte, die trotzige Hand,
Die den Zügel gegriffen, das Schwert umspannt,
Auf den klingenden Saiten der Laute.

Und seit ihm dein Finger ein Kränzel wob,
Beneid' ich Herrn Heinrich den Frauenlob
Zu Mainz im dämmrigen Grabe
Und gäbe um deinen leuchtenden Blick
Den irdischen Frieden, das himmlische Glück,
Mein Roß, mein Schwert, meine Habe.

Ich suchte für dich, du herrliches Kind,
Im Schloß meiner Ahnen, im knarrenden Spind,
Nach Seide und güldenen Schuhen;
Ich suchte der Mutter Brautgeschmeid,
Das blind geworden in Zeit und Leid,
In silberbeschlagenen Truhen.

Wir knien vor dem Kaiser: "Die Holde schau,
O Herr, und mach sie zur Edelfrau
Und gib ihr ein Krönlein zu tragen;
Doch soll sie kein Priester zum Bunde mir weih'n,
So will ich selber nicht adelig sein
Und grollend mein Wappen zerschlagen!"

Und glüht mir im Fieber die brennende Stirn,
Und tastet der Tod schon nach Herz mir und Hirn,
Und singen am Bette die Frommen -
O, werft mir die Ärzte und Mönche hinaus!
Lauft tief in das Städtchen und klopft an das Haus
Und laßt mir die Trösterin kommen!

Und öffnet Sankt Peter das himmlische Tor,
Und quillt es von singenden Englein hervor,
Und winkt mir der Sel'gen Gewimmel,
Ich flehe: "Sankt Peter, nur sie war mein Glück,
O laß mich zur Qual und zur Erde zurück
Aus deinem freudlosen Himmel!

"Ich war ein Ritter, ich war ein Christ -
Doch weißt du, was brennende Liebe ist,
Wenn die Rosen blühen am Hage?
Den Glauben vergaß ich, den Ruhm und die Schlacht
Und tausche für eine Frühlingsnacht
Den Glanz aller himmlischen Tage ..."


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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