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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Hymne der Unergründlichen
Laßt auf der Dichtung Wunderbeet
Uns niegesehne Blüten ziehen;
Seht, dort erst, wo's kein Mensch versteht,
Beginnen unsre Poesieen.
Wo rings gesundes Leben pulst,
Soll einsam unsre Größe ragen -
Man kann in einem Haufen Schwulst
Das Dümmste unverständlich sagen.
Wir wollen uns ein Alltagskleid
Aus Siriusnebeln keck drapieren
Und durch den großen Schmerz der Zeit
Mit tauben Ohren hinspazieren.
Kein Lied erschalle. Nur geraunt
Sei unsre Kunst - ein Spuk, ein Lallen;
Und unser Aug' blick' tieferstaunt,
Als wären wir vom Mond gefallen.
Daß einer an den andern glaubt,
Das halte unsern Bund zusammen;
Und jeder sehe auf dem Haupt
Des Nachbars überird'sche Flammen.
Und wer in unserm Ruhmesbund
Spricht von der Freundschaft Hochgefühlen,
Soll dreimal erst sich seinen Mund
Am Musenquell mit Wasser spülen.
Im heil'gen Hain um Mitternacht
Laßt uns erhabne Posen stellen,
Mit glattgeschliffner Worte Pracht
Jonglieren, wie mit goldnen Bällen.
Und dann auf Flügeln des Gedichts
Im Selbstgenuß der höchsten Gaben
Uns flüchten in das große Nichts,
Das wir bereits gedichtet haben...
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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