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Spuren im Sande
162 Bücher



Rudolf Presber
Spuren im Sande . 1. Auflage 1906



Literatur

Der Müller hat ein dickes Buch geschrieben,
Der Meier hat sich mit die Zeit vertrieben
Und gab, weil er auch sonst begütert war,
Dazu heraus zwei Bände Kommentar.
Und als dem Sterbenden der Stift entglitt,
Schrieb den Ergänzungsband der Joseph Schmidt.
Ein Ignaz Wolf zerpflückt mit vielem Wissen
In Meiers Doppelband dann die Prämissen;
Und ihn ergänzend zeigte Neumann klar,
Daß Joseph Schmidt ein großer Esel war.
Worauf Hans Kunz, als Philolog geehrt,
Erwies, der Müller selbst sei wenig wert.
Da kam der Sally Rubenstein und fand,
Daß Müller Goethen geistig wahlverwandt;
Wogegen Artur Lindemann bewies,
Daß er mit Recht der deutsche Dante hieß -
Ein Ruhm, den Lehmann beinah hintertrieben,
Weil er behauptet': er hab' abgeschrieben.
So blieb's, bis Melchior Schöpps voll Zorn und Scham
Des großen Müllers "Rettung" unternahm.
Und als sich Otto Bemmchen ihn verbündet,
Ward diesem Zwecke ein Verein gegründet.
Worauf in Meseritz, der Vaterstadt,
Man eine Straß' nach ihm benamset hat,
In der zwei Schuster wohnen, wie ich hör',
Die Leichenfrau, ein Arzt und ein Toiffeur.
Und Meier, Wolf und Schmidt und Rubenstein,
Die schlüpften in den "großen Brockhaus" ein.
Dagegen trifft man über Lindemann
Sechs Zeilen nur im neusten Pierer an.
Von Müller selbst ist heut im deutschen Land
Nichts weiter mehr als ein Sonett bekannt.
Acht Zeilen sind darin vom Grafen Platen,
Die andern sechs stehn schon bei Freiligrathen.


  Rudolf Presber . 1868 - 1935






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