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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Marianne
Von den Bildern deiner Väter
Hab' ich oft zu dir gesehn,
Denkend gern, wie gut dir später
Wohl die weißen Haare stehn.
Wie du, wenn das Blond verglommen,
Silber deinen Scheitel deckt,
Still das Häubchen hergenommen,
Wie's die Ahne aufgesteckt.
Die du heut, dem Frühlingsfalter
Gleich, um alle Freuden schwirrst,
Wie du still im sanften Alter
Deiner Mutter ähnlich wirst.
Und es schleicht aus fernen Stuben
Auf den Zehen zu dir hin,
Zarte Mädchen, wilde Buben
Wecken sich die Träumerin.
Und mit schmiegendem Vertrauen
Frag' auf Frage wird gestellt,
Und sie sehn mit deinen blauen
Großen Augen in die Welt.
Alte Märchen mußt du lesen,
Und die Lichter brennen fahl -
Und von allem, was gewesen,
Wallt ein Hauch durch diesen Saal.
Und die längst schon Abschied nahmen,
Herrschend noch im alten Raum
Lächeln sie aus goldnen Rahmen
Ihren eignen Erdentraum.
Kinderlachen, rote Wangen
Um die liebe Greisin her -
Aber ich bin schlafen gangen
Unterm Stein und seh's nicht mehr.
Doch dies Büchlein toter Tage
Greif' aus deinem Bücherhauf -
In den alten Liedern schlage
Ich die Freundesaugen auf.
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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