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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Menzel im Himmel
Was ist das über den Wolken heut?
Kanonen und Waffen und schnaubende Tiere -
Dort schwenkt ja das Regiment Baireuth,
Dort rasseln die Seydlitz-Kürassiere.
Die alten Garden, die längst zerstreuten,
In hohen Gamaschen, im Nacken den Zopf,
Um die eichlaubgeschmückten Fahnen von Leuthen
Drängt sich das wieder Kopf an Kopf.
Blechmützen funkeln wie himmlische Kronen.
"Gewehr in den Arm!" Ein Ruck und ein Blitz.
Und jetzt ein Hurra der Zietenschwadronen -
Gestützt auf den Krückstock, der alte Fritz!
"Bon jour, meine Kinder. Im ewigen Frieden
Sieht man sich seltner. Das tut mir leid.
Paßt euch noch gut, euer kriegerisch Kleid!
Seydlitz, weck Er mir auch den Zieten!
Hol Er den Alten von Dessau mir vor,
Der seinen Pour le mérite auf der Brust hat,
Weil er uns einst vor den Höhen von Soor
Gar ein so kräftig Sprüchel gewußt hat.
Hol Er mir auch den Braven von Prag,
Der, die Faust an der Fahne, gefallen;
Und den himmlischen Bengels allen
Sag Er's: Heut ist ein Ehrentag.
Stillgestanden! .. Die Augen rechts! ..
Die Herrn Offiziere senken den Degen.
Seydlitz, seh Er, des Erdengefechts
Müde, kommt dort uns ein Alter entgegen.
Was, ein Knirps? Keine Himmelszier?
Schier kein Sieger aus munteren Schlachten?
Seydlitz, den darf Er sich ruhig betrachten;
Glaub Er, Sein König weiß Großes zu achten,
Und der dort ist so groß wie wir!
Langsam steigt er die Wolkenstufen -
Später, wie uns vom zweierlei Tuch,
Hat ihn der König der Kön'ge gerufen.
Sieht Er, jetzt greift er sein Skizzenbuch.
Bloß ein Maler? Laß Er das gut sein,
So ein Männchen im Schifferbart
Kann ein Kerl von Mark und Blut sein
Und von ganz besonderer Art.
Da unten, wo sie sich drängen und stoßen
Und an des Lebens Rätsel kaun,
Nennen sie mich - trotz Kaunitz und Daun -
Heut noch mit Liebe: Friedrich den Großen;
Glaub Er nicht, Seydlitz, daß ich mich brüste -
Menschliche Größe, mon dieu, ein Hauch;
Und ein Esel, wer's nicht wüßte:
Wie eine Rose welkt sie am Strauch;
Wie ein Feuer kann sie erkalten,
Wie eine Wolke kann sie verwehn,
Nur die Liebe mag sie erhalten,
Nur in der Kunst darf sie auferstehn.
Meine Truppen, tausendhändig
Haben sie welkenden Lorbeer gebracht;
Doch der Kleine dort hat mich lebendig
In den Herzen der Nachwelt gemacht.
Mich und Ihn und Seine Schwadronen,
Unsren Feinden zum Ärgernis;
Und ich soll's ihm nicht herrlich lohnen -
Travailler pour le roi de Prusse?
Deshalb bilden auf himmlischen Straßen
Preußische Truppen ihm heut das Spalier.
Laß Er den "Hohenfriedberger" blasen -
Dieser Kleine gehört zu mir!
Denn er hat in begnadeten Stunden,
Wenn er fleißig den Pinsel geführt,
In dem König den Menschen gefunden
Und im Menschen den König gespürt.
Chapeau bas! die Herrn Offiziere!
"Präsentiert!" - Ein Griff und ein Blitz. -
"Meister, erlaub Er, daß ich Ihn führe,
Sein gnädiger König, der alte Fritz!"
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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