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Rudolf Presber
Spuren
im Sande . 1. Auflage 1906
Ruhe ist die erste Bürgerpflicht
Herr Nachbar, steckt den Kopf nicht 'raus
Und haltet Euch hübsch still;
Es brennt ja nur im Nebenhaus -
Laßt's gehen, wie es will!
Die Flämmchen sehn sich an so nett,
Versengte Weiber schrein;
Ein Kind verbrennt vielleicht im Bett -
Laßt's, mischt Euch bloß nicht ein!
"Man sagt, das Haus ward angesteckt -?
Der's tat, der ist ein Hund!"
Herr Nachbar, haltet Euch bedeckt
Und hütet Euren Mund.
Wenn Ihr des Brandes Ursach' kennt -
Schweigt, bis Euch einer fragt;
Weil sonst der Herr, bei dem es brennt,
Am End' Euch noch verklagt.
Und seht Ihr so von ungefähr
Beim trüben Fackelschein,
Daß nebenan die Feuerwehr
Schlägt Greisenschädel ein;
So löscht das Licht und haltet Ruh',
Die braven Bürgern frommt,
Und deckt Euch hübsch mit Federn zu,
Wenn Euch ein Frösteln kommt.
Und trägt man Leichen haufenweis
Aus Eures Nachbars Tor,
Belehrt die trotz'gen Buben leis:
Das kommt beim Löschen vor.
Nicht mucksen, wenn der Teufel los,
Das macht ihn uns geneigt -
Und eine Meinung hat man bloß,
Damit man sie verschweigt!
Rudolf
Presber . 1868 - 1935
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