Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Die vier Jahreszeiten
162 Bücher



Frank Wedekind
Die vier Jahreszeiten . 1. Auflage 1909



Die tiefe Richtung

Endlich ist der große Tag gekommen,
Schon ist das Vergangne schrecklich nah,
Doch die Zukunft ist bereits verschwommen;
Auch die Gegenwart ist nicht mehr da.

Gott und Mensch und Weltall sind verschwunden,
Was einst sein wird, glüht im Morgenrot;
Stille stehn die sonst so raschen Stunden,
Und gestorben ist nun auch der Tod.

Aus dem Nichts entwickelt sich ein Grausen,
Eine Donnerstimme ruft: "Ich bin!" ...
Plötzlich jagt es mit Gewittersausen
Durch den weiten öden Raum dahin.

Alles starrt beklommen rings im Kreise,
Niemand blickt dem Andern ins Gesicht;
Aus den Tiefen stöhnet sterbend leise
Eine Geisterstimme: "Ich bin nicht!" ...

Einem Mädchen nur aus hohem Norden
Ist die Lösung wunderbar geglückt:
Der Poet war Philosoph geworden
Und der Philosoph verrückt.


  Frank Wedekind . 1864 - 1918






Gedicht: Die tiefe Richtung

Expressionisten
Dichter abc


Wedekind
Die vier Jahreszeiten

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Die tiefe Richtung, Frank Wedekind