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Theodor Däubler
Das
Sternenkind . 1. Auflage 1916
Der Dudelsack
Vertraut und traurig summt ein Dudelsack im Haine,
Das ruft wie Brunst, voll guter Brunst, aus dumpfer Schluft.
Die Rosen bluten schwerbetaut im Mondenscheine,
Verliebte Junikäfer blitzen durch den Duft.
Der Dudelsack verstummt im blauen Lorbeerdunkel,
Jetzt schlägt noch eine Nachtigall, sie klagt, sie schweigt.
Der schwache Wind erzählt von Flüstern und Gemunkel,
Wir sehen zu, wie hell der Mond sich höherneigt.
Ein Brunnen ruft uns zu, ich lausche seinem Rauschen:
Er zieht mich an - wie Silber blinkt der Kies -
Mit klarem Wasser kann ich lange, lange plauschen,
Mir deucht dabei, daß ich die Quelle nie verließ.
Der gute Dudelsack surrt wieder durch die Lauben,
Und alles leise Rauschen lauscht beinahe: lauscht!
Das Dudeln brummt und schluchzt voll altem Bauernglauben,
Vom Waldeswahn sind Wasser, Wind - bin ich berauscht.
Doch wiederum verwundert uns das ferne Dudeln:
Wie nah es war! Und nochmals schlägt die Nachtigall!
Die Flut entschlüpft, vergluckst in kurzen Strudeln,
Der Wind umfaßt uns ganz: nun bangt mir überall.
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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