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Theodor Däubler
Das
Sternenkind . 1. Auflage 1916
Der Nachtwandler
Naht mir gar nichts auf den Spitzen,
Leise wie ein Geisterhauch?
Licht fällt durch die Mauerritzen,
Was du fühlst ist grauer Rauch,
Jedes Ding kriegt Silberschlitzen,
Und es klingt und knistert auch.
Ja, jetzt wirst du fortgetragen!
Tür und Fenster gehen auf.
Bleiche Tiergespenster wagen
Gleich mit dir den Traumeslauf,
Glaubst du dich in einem Wagen,
Bauscht sich unter dir ein Knauf.
Auf der Kante des Verstandes,
Über, unter der Vernunft,
Fühlst du jedes Totenlandes
Wunderheilige Wiederkunft,
Deinen Gang am Daseinsrande
Schützen unerfaßte Bande.
Der Dreiviertelmond ging unter.
Oder spürst du nur kein Licht?
Doch! Ein Geisterchor wird munter,
Und du merkst ein Teichgesicht,
Das dir blauer, tümpelbunter,
Grün gar, ins Bewußtsein sticht.
Silbersilbig wird jetzt alles.
Hände hat so mancher Baum,
Des geringsten Eichenfalles
Wirkung grinst im Weltenraum.
Alles klingt zu eines Balles
Urversuchtem Rundungstraum.
Leise! Denn geträumte Träume
Halten dich zu leicht im Raum.
Eben treten Schauersäume
Blau und panisch in den Traum,
Halte dich an deine Bäume!
Faß dich, denn du fühlst dich kaum!
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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