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Theodor Däubler
Das
Sternenkind . 1. Auflage 1916
Der stumme Freund
Vermenschter Stern, mit allen deinen Fluten
Verlangst und bangst du blaß hinan zum Mond.
Wir können bloß die Mondsehnsucht vermuten
Und wissen wohl, kein Mondgespenst hat uns verschont.
Begebnisse, die nie ein Wunsch ersann,
Entwallen deinen Tiefen, die auf uns beruhten,
Und schmeicheln sich zum leichten Mond hinan.
Geschlechter fangen an, sich leiblich einzubluten,
Und streben schon zum Stern, der mit dem Tod begann.
Wir träumen uns hinweg nach einem Heime,
Wo unser Aufgang starr und frostig sei.
Im angeträumten Schlummerebbungsschleime
Erscheint des Sterbens Silberstickerei,
Der Mond verstreut die bleichen Todeskeime,
Sein Mitleid keimt bereits in jedem Ei.
Vermenschter Stern, zu deinem freundlichen Genossen
Will unvermutet auch das frohste Sonnenkind.
Was überraschend rasch am Tag ersprossen,
Bleibt innerlich doch mild und mondhaft lind.
Dem Monde ist ein Wort vor seinem Tod entflossen,
Das alle hörten, dessen niemand sich besinnt.
Empor zum Mond! Nun ist sein Mund verschlossen.
Zum Silbermond, dem keine Silbe mehr entrinnt.
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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