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Theodor Däubler
Das
Sternenkind . 1. Auflage 1916
Goldene Sonette
I
Vertändelt ist das ernste Gold der Garben.
Auf alten Mauern schlafen rote Schlangen.
Die Jagd auf Wanderwild hat angefangen,
Der Tagesabgang schweißt durch Wolkennarben.
Das Jahr vollendet seinen Kranz der Farben.
Die Lauben sind mit Schattenblau behangen,
Der Äcker Todesgold ist aufgegangen:
Wie wahr, daß wir schon alle lange starben!
Ich kann dem Frühlingsbrüten nicht vertrauen.
Und doch, das Wunder wird so bald geschehen:
Die Luft erholt sich bloß auftrocknen Auen.
Es kommt die Sonne, unser Wohlergehen!
Das Frühlingsgrün ist heimlich ein Erblauen;
Es gibt ein unerfülltes Auferstehen.
II
Der Tag ist wie ein Kindlein eingeschlafen.
Sein Lächeln überspiegelt goldnes Träumen,
Der Wiegewind vereinsamt sich in Bäumen,
Und Bäume überrauschen blau den Hafen.
Entzweite Schwestern, die einander trafen,
Beplätschern sich im heitern Abendschäumen,
Dann nahen sie als Schwan mit Feuerschäumen
Und landen unter Marmorarchitraven.
Auch meine Segeleinfalt ist ersunken.
Ich warte stumm auf dunklem Stufendamme
Und staune, daß die Brandung blau verblutet.
Mein Blick. Ein Stern. Des Meeres Purpurfunken -
Wie gut die Nacht durch meine Ruhe flutet.
Bedachtsam wandelt sich die Hafenflamme.
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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