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Theodor Däubler
Das
Sternenkind . 1. Auflage 1916
Kalte Nacht
Der Schnee auf den Bergen ist kindlich und heilig.
Er scheint mir des Flutens verzücktes Erschaudern.
Die flüchtigen Vögel berühren ihn eilig;
Ihr Ruhen auf Schnee ist ein fiebriges Zaudern.
Es darf bloß der Mond solche Reinheit betasten.
Mit silbernden Launen verziert er die Hänge.
Dort oben, wo eisbehaucht Mondseelen rasten,
Besinnt sich die Nacht alter Totengesänge.
Ich nahe euch nicht, o verhaltene Geister!
Ich mag den Vernunftturm am Gletscherrand bauen.
Von dort können Traumkäuzehen angstloser, dreister
Hinab auf Gespensterverschwörungen schauen.
Sie fliegen zu Fichten in nebelnden Furchen,
Zu Tauhauchen, die in den Windecken frieren,
Ins Dickicht zu mondtollen Finsternislurchen:
Zu plötzlichen eisgrellen Schneerätseltieren.
Theodor
Däubler . 1876 - 1934
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