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Karl Stamm
Der
Aufbruch des Herzens . 1. Auflage 1919
An mein ungeborenes Kind
Du trippelst mir zur Seite, kaum
berühren deine Füßchen die Erde,
deiner Stimme Plätschern webt um mich
tiefe Sicherheit.
Fern herüber aus meiner Kindheit Tage
tön ich mir selbst,
harft mir der Abend das Glück.
Und wir lenken den Schritt
durch Häuserfluchten.
Menschen bleiben stehn,
greifen Mütterhände nach dir,
rohen Männern erstickt das
verletzende Wort im Mund.
Kinderchen trippeln neben dir her.
Leichter schwingt jeder Schritt,
jedem Auge schwindet der Schatten des Leids.
Eines Tages doch, wenn ich heimkehre,
Beklemmung im Herzen und verworfenen Geistes,
kann ich dich nicht mehr finden.
Und meine Seele ist eine einzige blutende Wunde,
schleppt sich Tage und Nächte, deine Spuren zu finden.
Aber meine Seele ist müde geworden,
findet den Weg nicht zurück,
meine Seele ist blind geworden.
Karl
Stamm . 1890 - 1919
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