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Karl Stamm
Der
Aufbruch des Herzens . 1. Auflage 1919
II
Was hängt mein angstgespannter Blick an dir?
Des Himmels Nachtgewölbe stürzen ein.
Wer beugt des Kreuzes Äste tief zurück?
Die Erde um den Stamm verstockt zu Stein.
Es läßt die Erde nicht, was irden ist.
Wir wurzeln dumpf in ihr und ihrer Zeit.
Ich bin wie du auf rauhes Holz gespannt,
das aufgestellt zum schwarzen Himmel schreit.
Der rostige Nagel klammert meinen Fuß,
endlos Gewicht zerrt mich zum Grund hinab.
Wie lange, Herr, bin ich noch eingesperrt
in meines Leibes grauenhaftes Grab?
Durch meine Arme dräng ich mich hinaus,
durch meine Finger flüchte ich mich fort,
ich lasse mich zurück, ich schwebe auf,
o jetzt erfahre ich mein tiefstes Wort.
Erlösung dehnt die Brust, zerreißt mein Kleid,
fern hängt mein Fuß in abgeschiedner Nacht.
Ich rage auf, o ich bin unbegrenzt.
Und ich erlebe mich: Ich bin vollbracht.
Karl
Stamm . 1890 - 1919
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