Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Der Aufbruch des Herzens
162 Bücher



Karl Stamm
Der Aufbruch des Herzens . 1. Auflage 1919



II

Was hängt mein angstgespannter Blick an dir?
Des Himmels Nachtgewölbe stürzen ein.
Wer beugt des Kreuzes Äste tief zurück?
Die Erde um den Stamm verstockt zu Stein.

Es läßt die Erde nicht, was irden ist.
Wir wurzeln dumpf in ihr und ihrer Zeit.
Ich bin wie du auf rauhes Holz gespannt,
das aufgestellt zum schwarzen Himmel schreit.

Der rostige Nagel klammert meinen Fuß,
endlos Gewicht zerrt mich zum Grund hinab.
Wie lange, Herr, bin ich noch eingesperrt
in meines Leibes grauenhaftes Grab?

Durch meine Arme dräng ich mich hinaus,
durch meine Finger flüchte ich mich fort,
ich lasse mich zurück, ich schwebe auf,
o jetzt erfahre ich mein tiefstes Wort.

Erlösung dehnt die Brust, zerreißt mein Kleid,
fern hängt mein Fuß in abgeschiedner Nacht.
Ich rage auf, o ich bin unbegrenzt.
Und ich erlebe mich: Ich bin vollbracht.


  Karl Stamm . 1890 - 1919






Gedicht: Was hängt mein angstgespannter Blick an dir?

Expressionisten
Dichter abc


Stamm
Aus dem Tornister
Der Aufbruch des Herzens

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Was hängt mein angstgespannter Blick an dir?, Karl Stamm