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Gedichte, Lyrik, Poesie

Aus dem Tornister
162 Bücher



Karl Stamm
Aus dem Tornister . 1. Auflage 1915



Auf Posten

Einsam auf meinem Posten halt' ich Wacht.
Der müde Tag verbrüdert sich der Nacht,
Von ihrer eignen Schwermut ganz erfüllt
hat sich die Welt in Schweigen eingehüllt.
Da horch! Ein Tönen drängt sich an mein Ohr:
Aus deutscher Talschaft läutet's dumpf empor,
bricht ab - klingt wieder - hält den Atem an,
ein Notlied, das sich nicht erlösen kann. -
Da schrillt von drüben überm Bergeshang
französisch todesschwangrer Glockenklang,
dess gellend Schreien mir das Ohr zerreisst.
In diesem wirren Liede ringt der Geist
laut mit sich selbst und schweigt das Schicksal tot,
Das unerbittlich aus dem Dunkel droht...

Da fällt ein drittes Läuten leise ein.
Verstummt darob der andern wildes Schrei'n?
Du wendisch Herz! Was bist du so gerührt?
Von einer einzigen Stimme irrgeführt!
Nein, nein! Ich weiss dahinten liegt mein Land.
Noch hält der Friede drauf die starke Hand.
Die Glocke läutet, doch sie zittert nicht.
In ihrem Liede weben Tag und Licht.
Hab' tiefen Dank! Du hast mein Herz befreit.
Ein letzter Ton. - Sie schweigt. - Ich bin bereit.


  Karl Stamm . 1890 - 1919






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