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Karl Stamm
Aus
dem Tornister . 1. Auflage 1915
Rast im Grase
Herbstnachmittag.
Des Juras Faltenwürfe
vom blauen Himmel überspannt.
Ich schlürfe,
im Grase ruhend, das mich dulden mag,
den harzigen Duft der nahen Schattenwälder.
Es leuchten rings die Felder,
es träumt das Land.
Betrachtend aber wendet sich mein Geist
hinein ins Reich der hellbesonnten Wiese.
Welch Friede rings, als wär's im Paradiese!
Die Glockenblumen sacht im Wind sich wiegen.
Das ist ein stetes Raunen, Flüstern, Biegen,
darüber Herdenglocken leise läuten.
Von blühendem Leben ist die Wiese voll,
das Mückenvolk gebärdet sich wie toll.
Auf jedem Gras und Halm wird es lebendig,
der Käfer surrt, die Grille zirpt beständig:
in hundert Sprachen ist's dasselbe Lied,
das seinem Gott zu danken sich bemüht.
Wie sollt ich da allein noch schweigen,
wenn selbst die letzten Kinder der Natur,
sich ihres Daseins dankbar zeigen!
Da hallt ein dumpfes Dröhnen an mein Ohr
und wiederholt sich ungezählte Male.
Rauchwölklein steigen aus dem fernsten Tale:
Kanonendonner aus dem Sundgau her!
Aufspring ich, suche kalt nach meiner Waffe!
Mein Herz, o sag', was gehst du plötzlich schwer?
Weisst du denn nicht, dass du zu jeder Frist,
dem Leben wie dem Tod gleich nahe bist? ...
Karl
Stamm . 1890 - 1919
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