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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
Das Grab
Wer liegt hier begraben?
Still ist es und einsam,
Ein Kreuz ragt von Schilfrohr,
Ganz frisch ist das Grab.
Und zeigt in der Oede
Sich ringsum kein Pfad?
Weß Leben entfloh hier?
Wer kam hier an's Ziel?
Beging hier ein wilder
Tatar einen Raubmord
Im Dunkel der Nacht,
Benetzte die Erde,
Die russische Erde
Mit dampfendem Blut?
Verlor eine junge
Bewohn'rin der Steppe
Ihr einziges Kind hier?
Sie herzt' es und kost' es,
Und bitterlich weinte
Beim Tod' ihres Lieblings;
Und frei unterm Himmel
Auf offenem Felde,
In Kornblumen-Hülle
Begrub sie ihr Kind.
Stürm'sche Winde wehen
Klagend über's Grab hin,...
Dürre Steppenhalme
Neigen ihre Häupter,
Und das Gypskraut wuchert
Rings am Grab vorüber.
Wie die Winde brausen
Durch die öde Steppe,
Nimmer weckt ihr Klagen
Was im Grabe schlummert!
Nur in Einem Herzen
Aufersteht es lieblich,
Lebt es lieblich fort.
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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