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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
II.
Einst wird, eh' Du gelebt ein halb Jahrhundert,
Die reine Stirne tiefe Falten schlagen,
Dann Deiner Schönheit Glanz, jetzt so bewundert,
Wird werthlos, wie ein Kleid, das abgetragen.
Und müßtest Du einst, wenn Du von den Leuten
Gefragt wirst, wo der Jugend Schönheit blieb,
Auf Deine tiefgesunk'nen Augen deuten,
Es wär' ein schlechter Ruhm, Dir selbst nicht lieb.
Doch wie ganz anders kläng' es Dir zum Ruhme,
Erwiedert'st Du: In diesem jungen Blut,
In meinem Kind blüht meiner Schönheit Blume,
In ihm erneut sich meiner Jugend Glut.
So wirst Du selbst verjüngt, wenn Du auch alt bist,
Und siehst Dein Blut erwärmt, wenn Du auch kalt bist.
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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