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Aus der Heimat und Fremde
162 Bücher



Friedrich von Bodenstedt
Aus der Heimat und Fremde . 1856/1859



Frage

Wie kannst Du
Der Sonne rufen:
Hör' mich, Sonne!
Steh beweglos:
Daß am Himmel
Du nicht wandelst,
Daß auf Erden
Du nicht leuchtest.

Tritt an's Ufer,
Blick' auf's Meer hin:
Wie kannst Du
Das Meer bewegen,
Daß das Wasser
Drin erkalte,
Seine Flut
Zu Eis erstarre.

Giebt's Gewalten
Der Gewalt'gen,
Die den Lauf
Der Weltenkugel
Hemmten, daß sie
Stille stände,
Nicht mehr kreiste?

Wie kann ich
Auf dieser Welt sein
Voll Bewegung,
Ohne Wünsche?
Was beginn' ich
Voll von sünd'gen
Glutgedanken,
Glutgefühlen?

In die dunkle
Erdenscholle
Hauchte eine
Gottkraft Leben,
Und bewohnt sie
Nun als Herrin.
Von der Wiege
Bis zum Grabe
Hadernd kämpfen
Geist und Erde.

Nicht will Sklavin
Sein die Erde,
Doch nicht frei
Der Bürde wird sie.
Und der Geist
Des Himmels wehrt sich
Der Verwandtschaft
Mit dem Staube.

Lange Zeit ist
Schon verflossen -
Wird noch lange
Zeit verfließen,
Eh' der schwere
Kampf geendet?
Wer bleibt Sieger?
Gott nur weiß es!...

Keiner löst
Der Schöpfung Räthsel,
Keiner lüftet
Ihren Schleier,
Vorzudeuten
Was gescheh'n soll.

Ewiges Schweigen
Herrscht im Grabe -
Ewige Nacht
Verhüllt die Ferne.
Werd' ich einst
Im tiefen Meere,
Einst im fernen
Himmel leben?
Mich erinnern
Was ich dachte,
Da ich lebte
Auf der Erde?

Oder wird
Mit mir begraben
Mein Erinnern
Und mein Denken?

Was im Tode
Wird mein Schicksal,
Du mein Schöpfer,
Herr des Weltalls?


  Friedrich von Bodenstedt . 1819 - 1892






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