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Aus der Heimat und Fremde
162 Bücher



Friedrich von Bodenstedt
Aus der Heimat und Fremde . 1856/1859



Radbot,

der heidnische Herzog der Friesen.

Sanct Wolfram zog durch's Friesenland
Die Heiden zu bekehren.
Groß war der Glaube den er fand
Im Volk an Christi Lehren.
        Viel', die in Sünden weiland
        Gespottet über ihn,
        Bekehrten sich zum Heiland -
        Und Allen ward verziehn!

    Der Herzog Radbot selber sann
Die Taufe zu empfangen:
Nun führt zu mir den heil'gen Mann!
Ich fühle stark Verlangen
        Nach seiner frohen Botschaft,
        Der Lehre mild und rein,
        Die Heilung aller Noth schafft
        Durch Liebe und Verzeihn.

    Da sollte durch Sanct Wolfram bald
Dem Herzog Kunde werden,
Wie Gott in menschlicher Gestalt
Vom Himmel kam zur Erden;
        Wie er gelehrt, geduldet,
        Und durch den Kreuzestod
        Gesühnt was wir verschuldet,
        Gelindert alle Noth!

    "So taufet mich nach Christenbrauch,
Die Schuld mir zu vergeben,
Daß mich des Heilands Gnade auch
Einführt zum ew'gen Leben!"
        Das Becken stand bereitet
        Wohl in des Herzogs Haus -
        Den Herzog segnend breitet
        Wolfram die Arme aus:

    Gott segnet Euch durch meine Hand,
Nun ist die Schuld verziehen!
Heil Euch, daß Ihr das Licht erkannt,
Daß Gott mir Macht verliehen
        Vom Wahn der blinden Heiden
        Euch heute zu befrei'n,
        Die Höllenstrafe leiden
        In ewiglicher Pein!

    Der Herzog hört Sanct Wolfram's Wort,
Das Wort macht ihn erbeben;
Er sprach: Werd' ich im Himmel dort
Nicht bei den Vätern leben?
        Die auch als Heiden starben,
        In ihrer Sündennoth
        Die Taufe nicht erwarben
        Nach christlichem Gebot!

    Sanct Wolfram sprach: So wird es sein,
Der Glaube wird Euch scheiden:
Nur Christen gehn zum Himmel ein,
Zur Hölle gehn die Heiden! -
        Stumm stand der Herzog lange,
        Als er das Wort vernahm,
        Hoch glühten Stirn und Wange,
        Es faßt' ihn wundersam:

    "Wird auch mein Weib, wird auch mein Kind,
Die Gott mir früh genommen,
Die ungetauft gestorben sind,
Nicht in den Himmel kommen?
        So kurze Zeit hienieden
        Nannt' ich die Lieben mein,
        Nun sollen sie geschieden
        Auch jenseits von mir sein?"

    Sanct Wolfram sprach: So wird es sein
Der Glaube wird Euch scheiden!
Nur Christen gehn zum Himmel ein,
Zur Hölle gehn die Heiden! -
        So kommt, daß Euch von Sünden
        Jetzt meine Hand befreit,
        Dem Herrn Euch zu verbünden
        Zu ew'ger Seligkeit!

    Doch Herzog Radbot trat zurück:
"Laßt mich zur Hölle eilen,
Ich mag für mich kein Himmelsglück,
Das Weib und Kind nicht theilen!" -
        Er wollte nicht erkaufen
        Sein Heil durch ihre Noth -
        Radbot ließ sich nicht taufen,
        Blieb Heide bis zum Tod!


  Friedrich von Bodenstedt . 1819 - 1892






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