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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
III.
Schau in den Spiegel und sag' Deinen Zügen:
Nun ist es Zeit, auf's Neue sie zu prägen;
Thust Du es nicht, wirst Du die Welt betrügen
Und bringst ein Weib um holden Muttersegen.
Wo ist die Jungfrau, die es Dir gern bliebe,
Nicht freudig Mutter würde Deinen Kindern?
Und wo der Mann, der seine Eigenliebe
In sich begräbt, Nachkommenschaft zu hindern?
Du bist der Spiegel Deiner Mutter, die
Sich ruft in Dir der Schönheit Lenz zurück;
Und wenn Du alt wirst, sollst Du einst, wie sie,
Im Kind erneut sehn Deiner Jugend Glück.
Doch willst Du Dein Gedächtniß nicht vererben,
So stirb allein, Dein Bild wird mit Dir sterben.
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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