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Aus der Heimat und Fremde
162 Bücher



Friedrich von Bodenstedt
Aus der Heimat und Fremde . 1856/1859



Ein Sommertag in Eriwan

Heiß liegt die Sonne auf Eriwan -
Die Vögel senken ihr matt Gefieder,
Die Bäume die dürren Blätter nieder,
Verdorrt liegt Feld und Wiesenplan,
Und das hat die schöne Sonne gethan!

Schwer scheint der Gang der jungen Maid,
Die sonst so leicht durch die Straßen hüpft,
Und Alles liegt todt - nur von Zeit zu Zeit
Eine Schlange glitzernd durch's Gras hinschlüpft.
Der Armenier unterm Platanenbaum
Wirft ab sein weites Tuchgewand,
Der erlosch'ne Kalljan entsinkt seiner Hand,
Er gähnt - ihn drückt's wie ein schwerer Traum.
Verderbend liegt's auf Eriwan,
Und das hat die schöne Sonne gethan!
Die Sonne, der leuchtende Tagesstern,
Und ist doch der schmachtenden Erde so fern! -

Derweilen oben auf Bergen grün
In duftiger Frische die Bäume blühn,
Und die Heerde gras't am fetten Hang,
Und die Blumen lauschen der Vögel Gesang,
Aus den Felsen plätschernd die Quelle springt,
Und alles freut sich und blüht und singt! -

Also auch du, schöne Sonne du,
Du meiner Liebe leuchtender Stern!
Drückst mir verderbend die Augen zu,
Versengst mich, verdorrst mich, seit ich dir fern;
Und lachtest mir einst so belebend und klar,
Als ich dir, meinem Glücke, noch nahe war -
Ich schaute dein leuchtendes Angesicht,
Doch die Glutenstrahlen versengten mich nicht!


  Friedrich von Bodenstedt . 1819 - 1892






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