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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
XX.
O wie viel mehr die Schönheit uns erfreut,
Wenn sie der Wahrheit reine Glorie schmückt!
Schön ist die Rose, doch noch mehr entzückt
Der süße Wohlgeruch, den sie uns beut.
Der Blume auch, die uns mit Gifthauch dräut,
Ist Farb' und Form der Schönheit aufgedrückt,
Ganz wie die Rose prangt sie, reichgeschmückt,
Wenn sie der Lenz zu üppigem Blüh'n erneut.
Doch nur ein Schein ist ihre Herrlichkeit,
Und spurlos welkt sie hin im Lauf der Zeit;
Nicht so die Rose, ob sie auch verdorrt:
Nach ihrem Tode lebt ihr Duft noch fort.
Du blühst wie eine Rose, hold und rein,
Und durch mein Lied sollst Du unsterblich sein!
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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