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Friedrich von Bodenstedt
Aus
der Heimat und Fremde . 1856/1859
XIX.
Wie Wellen, die zum steinigen Ufer fluten,
Daß jede, die neu anschwillt, immerdar
Der andern Platz einnimmt, die vor ihr war:
So drängen sich im Leben die Minuten.
Nur langsam reift der Mensch heran, dann sputen
Sich seine Tage plötzlich wunderbar,
Die Zeit zerstört, was sie an's Licht gebar
Und nichts als Asche läßt sie von den Gluten.
Die Zeit legt Falten in die reinste Stirne,
Entstellt die schöne Wahrheit der Natur
Und prägt auf Alles der Vernichtung Spur.
Die Schöpfung aber, die aus meinem Hirne
Und Herzen sprang, Dir, Deinem Ruhm geweiht,
Wird nicht vergeh'n trotz aller Macht der Zeit!
Friedrich
von Bodenstedt . 1819 - 1892
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