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Gottfried August Bürger
Gedichte . 1789



Volkers Schwanenlied

Sonst schlug die Lieb' aus mir so helle,
Wie eine Nachtigall am Quelle.
Nun hat sie meine Kunst geirrt,
Daß jeder Laut zum Seufzer wird.

O Liebe, wundersüßes Wesen,
Wovon die Kranken oft genesen,
Ja Todte schier vom Grab' erstehn,
Mich drängest du, ins Grab zu gehn! -

Im Busen hegt' ich dich so lange,
Wie Jener die verklomte Schlange.
Dem Busen, der ihr Leben bot,
Gab sie zum Lohne Schmerz und Tod.

Nun, süße Mörderinn des Lebens,
O Molly, laß nur nicht vergebens
Mein Flehn, mein letztes Flehen seyn!
Vergiß nicht, ach, vergiß nicht mein!

Auf meiner Gruft, wo ich verwese,
Will ich, daß sanftes Mitleid lese:
"Wie Volker, liebt' und litt kein Mann:
Der Hoffnungslose starb daran." -

Fritz Stolberg, Harfner, der vor Allen
Mir stets von Herzen wohl gefallen,
Mann, der voll Gotteskraft und Geist
So herzlich Tugend liebt, als preist!

Dir, Freund, vermach' ich Kranz und Leyer,
Doch nur geweyht zu Molly's Feuer.
Der Nahme Molly sey verwebt
In jedes Lied, das ihr entschwebt!

Es gilt der Herrlichsten von Allen,
Die unter Gottes Sonne wallen,
Die Volker, der verlorne Mann,
Vom Schicksal nicht erseufzen kann.

Nun sey, o Gott, dem Armen gnädig!
Laß aller Schuld ihn los und ledig!
Laß nie in andern Flammen ihn,
Als Flammen seiner Liebe glühn!


  Gottfried August Bürger . 1747 - 1794






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