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Gottfried August Bürger
Gedichte . 1789



Antwort an Gottfried August Bürger

      Diese Helden kämpften aus heißer Begierde des Ruhmes,
      Und dann schieden sie wieder mit Freundschaft aus einander.
                                                                Homer. Ilias 7.


Fried' und Freude dem Sänger zuvor, und traulichen Handschlag!
Sieh, ich habe dein Zürnen vernommen am fernen Gestade,
Hörte den Flügelschlag deines Gesangs; melodische Stürme
Deiner Leyer erhuben ihn hoch; ein Riesenadler
Steht er vor mir, mit dräuender Klaue, mit rüstigem Fittich;
Und schon zürnt' ich entgegen. Da faßte mich Pallas Athänä
Bey den goldnen Locken; ich wandte mich sträubend; mein Auge
Staunte zurück, vom Blitze der göttlichen Augen getroffen.
Sieh, ich bebte nicht dir; ich bebte der furchtbaren Göttinn.
Sie verschwand; da war mir, als athmet' ich liebliche Düfte,
Läg' am blumigen Hange des Helikon, unter der Kühlung
Wehender Schatten, an Aganippens Silbergesäusel.
Nun erwacht' ich, und zürnte nun wieder, und griff zu der Leyer.
Aber es hatte die jüngste der Musen die Leyer umstimmet,
Daß sie nicht tönte, wie sonst, wie Donner, wie Stimmen der Meere,
Sondern wie Lispel des schwankenden Schilfes, wie zärtliche Klagen
Junger Nachtigallen auf blühenden Zweigen der Myrten.
Und mir kehrte die Weisheit zurück; sie pflückte den Oelzweig,
Den ich dir reiche; sie redet durch mich; vernimm und sey weise!

Siehe, zwar kränzen uns Locken der Jugend, doch rauschet der Lorbeer
Ueber den Locken; es kühlt die Palme den Schweiß an der Stirne.
Früh betraten wir beyde den Pfad des ewigen Ruhmes,
Früh erreichten wir beyde das Ziel. Auf trotzenden Felsen
Stehn wir, und lächeln entgegen dem Strome der kommenden Zeiten.
Hier besuchen uns oft Kronions liebliche Töchter,
Lehren uns oft die eigne Leyer beseelen, und bringen
Oft herab vom Olymp die Harfe des Mäoniden.
Laß uns beyde das heilige Lied des göttlichen Greisen,
Unserm Volke singen; wir lieben den Göttlichen Beyde!
Freund, gehabe dich wohl! Ich kenne die rufende Stimme,
Höre wiehern die feurigen Ross' am flammenden Wagen;
Siehe, mir winket die Mus'; ich folge der winkenden Göttinn!


  Gottfried August Bürger . 1747 - 1794






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