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Theodor Fontane
Gedichte . 1898



Wangeline von Burgsdorf,

oder

Die weiße Frau.

(Fragment.)

    Das ist die Sage: Und will Gefahr
Die Hohenzollern umgarnen,
Da wird lebendig ein alter Fluch,
Die weiße Frau im Schleiertuch
Zeigt sich, um zu warnen.

    Sie kommt dreimal, geht um dreimal,
Zögernder immer und trüber,
Die Wache ruft ihr Halt-Werda nicht mehr,
Sie weiß, den Gast schreckt kein Gewehr; -
Der Schatten schreitet vorüber.

    Die Lichter verglühn, im Schloß wird's still,
Nur Eine, die sich noch schmücken will,
Sie tritt an den Spiegel und löst ihr Haar,
Wangeline die schöne, wie schön sie war.

    Sie schmückt sich; für wen? für ihren Galan:
Kurt Jagow hat es ihr angethan;
Sie sahen sich viel, sie küßten sich oft,
Wird heut er kommen; sie harrt, sie hofft.

    Sie hofft, und wirft mit schimmernder Hand
Ihr schwarzes Haar über's weiße Gewand,
Sie flüstert: "ich lieb ihn mit Seel und Leib,
Was soll mich kümmern sein gramblaß Weib.

    "Und ob ihr bräche das Herz in der Brust,
Je blasser die Todte, je röther die Lust,
Feigherzig Gewissen, fahr hin, fahr hin,
Es brennt mein Blut und es schwindelt mein Sinn."

    Sie spricht es. Da sieh, hellblendender Schein
Fällt von der Thür in den Spiegel hinein;
Sie wendet sich um, ausschreit sie jäh -
Eintrat Kurfürstin Dorothee.

    Die zittert selbst. In bebender Hand
Mitbebt die Kerze, halb niedergebrannt ....


  Theodor Fontane . 1819 - 1898






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