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Theodor Fontane
Gedichte . 1898



Prolog

Zur Feier des 200jährigen Bestehens der französischen Colonie.
(1. November 1885.)


    Zweihundert Jahre, daß wir hier zu Land
Ein Obdach fanden, Freistatt für den Glauben,
Und Zuflucht vor Bedrängniß der Gewissen.
Ein hochgemuther Fürst, so frei wie fromm,
Empfing uns hier, und wie der Fürst des Landes
Empfing uns auch sein Volk. Kein Neid ward wach,
Nicht Eifersucht, - man öffnete das Thor uns
Und hieß als Glaubensbrüder uns willkommen.
Land-Fremde waren wir, nicht Herzens-Fremde.
So ward die Freistatt bald zur Heimatsstätte,
Zur Stätte neuer Lieb' und was seitdem
Durch Gottes Rathschluß dieses Land erfahren,
Wir lebten's mit, sein Leid war unser Leid
Und was es freute war auch unsre Freude.
Wohl pflegten wir das Eigne, der Gemeinde
Gedeihn und Wachsthum blieb uns Herzenssache,
Doch nie vergaßen wir der Pflicht und Sorge,
Daß, was nur Theil war, auch dem Ganzen diene.
Mit fleiß'ger Hand, in Allem wohl erfahren,
Was älterer Kultur und wärmrer Sonne
Daheim entsproß und einem reichren Lande -
So wirkten wir.

    Doch unser Thun zu rühmen,
Es ist nicht das, was diesem Feste ziemt,
Heut ziemt's uns nur zu huldgen und zu danken.

    Und dieser Dank, was lieh' ihm größ're Kraft
Und Inbrunst, als ein Rückblick auf das Leid,
Das einst aus unsrer Heimath und vertrieben.

    Erklinge denn Musik uns führ' herauf,
Im Widerspiel zu dieser Stunde Glück,
Uns Bilder aus der Zeit der Hugenotten!


  Theodor Fontane . 1819 - 1898






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