Gedichte.eu Impressum    

Gedichte, Lyrik, Poesie

Gedichte
162 Bücher



Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Am Kongo

Sultanen, zaudert nicht! es gilt ein Fest zu feiern!
Berauscht mit Palmwein euch aus halben Straußeneiern!
Schmückt euch, wie jenen Tag, an dem des Harems Thor
Sich vor euch öffnete! entfaltet eure besten
Gewande! kleidet euch, wie sonst bei hohen Festen!
Ein großes Glück steht euch bevor.

Die Menge draußen jauchzt, und die Batuken schallen.
Vom vollen Nacken laßt den falt'gen Scharlach wallen!
Hängt die Korallen um, aus denen Feuer sprüht!
Die rothe Erde nehmt, die Wangen zu bestreichen!
Laßt euer Angesicht dem Morgenhimmel gleichen,
Wenn er in dunkler Röthe glüht!

Singt euer froh'stes Lied! Tanzt durch die Palastthüren
In das Gewühl hinaus! zum Strome laßt euch führen,
Wo um den König sich gelagert hat das Heer.
Er ist zurückgekehrt aus seinen Wüstenschlachten,
Ihr seufztet oft nach ihm; gestillt wird euer Schmachten!
Fortan verläßt er euch nicht mehr!

Ihr seid beneidenswerth! zu allen Tageszeiten
Wird er jetzt bei euch sein; er braucht nicht mehr zu streiten;
Das ganze Land ist sein, bis wo der Kongo quillt.
Nichts liegt ihm fürder ob, als unter euch zu weilen;
Für immer wird er jetzt mit euch das Lager theilen -
Dort liegt er auf dem Kupferschild!

Fahrt nicht zurück! er ist's, der Wildeste der Dschaggas!
Wohl gleicht sein Mantel jetzt dem streif'gen Fell des Quagga's;
Blutstreifen zieren ihn! wohl ist sein Auge starr!
Wohl ist sein Arm gelähmt, der uns den Sieg erfochten!
Wohl stehn die Pulse still, die einst so feurig pochten
Bei Tamtamklang und Hufgescharr!

Er hat den Sieg erkauft mit seinem eignen Blute;
Kein Geriot, kein Grisgi und keine Zauberruthe
Erweckt ihn; durch dies Grab will er von hinnen ziehn
In das glücksel'ge Land, wo die Gestorbnen wohnen;
Wo statt des Thaues Blut auf Gras und Blumenkronen
Glänzt; - Heil euch, ihr begleitet ihn!

Wohl zög' er zürnend noch empor die finstern Brauen,
Fänd' er im Grabe nicht die dreimal fünfzig Frauen,
Die lebend er umarmt! - wir senden euch ihm nach!
Seht, wie sein Auge zuckt! mit grünen Palmenzweigen
Bedeckt den Harrenden! tanzt, und im wirrsten Reigen
Empfangt Schwertstreich und Keulenschlag!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






Gedicht: Am Kongo

Expressionisten
Dichter abc


Freiligrath
Gedichte

Intern
Fehler melden!

Internet
Literatur und Kultur
Autorenseiten
Internet





Partnerlinks: Internet


Gedichte.eu - copyright © 2008 - 2009, camo & pfeiffer

Am Kongo, Ferdinand Freiligrath