162 Bücher
|
Ferdinand Freiligrath
Gedichte
. 1848
Ammonium
"Fremdling, laß deine Stute grasen!
O, zieh' nicht weiter diese Nacht!
Dieß ist die grünste der Oasen;
Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen,
Gleichwie inmitten von Topasen
Ein grüner, funkelnder Smaragd!"
Er sprach: "Gern will ich mich entgürten!"
Und nahm dem Pferde das Gebiß.
Er setzte sich zu seinen Wirthen;
Des Wüstengeiers Flügel schwirrten
An ihm vorüber nach den Syrten,
Zu ruhn in der Pentapolis.
Die Lieder und die Cymbeln klangen;
Die Mappe lag auf seinen Knien.
Die Rosse mit den blanken Stangen,
Die finstern Reiter mit den langen
Gewanden, und den bärt'gen Wangen,
Die Zelte - fremd ergriff es ihn.
Mit farb'gen Stiften schuf er glühend
Ein Bildniß dieser Wüstenrast.
Die Dromedare lagen knieend
Am Quell; des Wirthes Töchter, blühend
Und schlank, bald nahend und bald fliehend,
Umtanzten singend ihren Gast:
"Fremdling, laß deine Stute grasen!
O, zieh' nicht weiter diese Nacht!
Dieß ist die grünste der Oasen;
Im gelben Sandmeer glänzt ihr Rasen,
Gleichwie inmitten von Topasen
Ein grüner, funkelnder Smaragd!"
Ferdinand
Freiligrath . 1810 - 1876
|
|