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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Der Alexandriner

Spring an, mein Wüstenroß aus Alexandria!
Mein Wildling! - solch ein Thier bewältiget kein Schah,
Kein Emir, und was sonst in jenen
Oestlichen Ländern sich in Fürstensätteln wiegt; -
Wo donnert durch den Sand ein solcher Huf? wo fliegt
Ein solcher Schweif? wo solche Mähnen?

Wie es geschrieben steht, so ist dein Wiehern: Ha!
Ausschlagend, das Gebiß verachtend, stehst du da;
Mit deinem losen Stirnhaar buhlet
Der Wind; dein Auge blitzt, und deine Flanke schäumt: -
Das ist der Renner nicht, den Boileau gezäumt,
Und mit Franzosenwitz geschulet!

Der trabt bedächtig durch die Bahn am Leitzaum nur;
Ein Heerstraßgraben ist die leidige Cäsur
Für diesen feinen, saubern Alten.
Er weiß, daß eitler Muth ihm weder ziemt noch frommt:
So schnäufelt er, und hebt die Hüflein, springt, und kommt
Ans and're Ufer wohlbehalten.

Doch dir, mein flammend Thier, ist sie ein Felsenriß
Des Sinai; - zerbrecht, Springriemen und Gebiß! -
Du jagst hinan - da klafft die Ritze!
Ein Wiehern und ein Sprung! dein Hufhaar blutet, du
Schwebst ob der Kluft; dem Fels entlockt dein Eisenschuh
Des Echos Donner und des Kiesels Blitze!

Und wieder nun hinab, wühl' auf den heißen Sand!
Vorwärts! laß tummeln dich von meiner sichern Hand,
Ich bringe wieder dich zu Ehren.
Nicht achte du den Schweiß! - sieh', wenn es dämmert, lenk'
Ich langsam seitwärts dich, und streichle dich und tränk'
Dich lässig in den großen Meeren.


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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