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Ferdinand Freiligrath
Gedichte
. 1848
Der Schlittschuh-laufende Neger
Januar 1833.
Du, von Gestalt athletisch,
Der oft am Gambia
Den wunderlichen Fetisch
Vom Golde blitzen sah;
Oft unter dem Aequator
Des Panthers Blut vergoß,
Und nach dem Alligator
Mit gift'gem Pfeile schoß;
Dort, wo auf Pallastpforten
Gebleichte Schädel stehn,
An jenen fremden Orten
Mag ich dich gerne sehn.
Wo aus geborstnen Bäumen
Das gelbe Gummi quillt,
Stehst du in meinen Träumen,
Ein ernstes, schwarzes Bild;
Ein Wächter und ein Hüter,
Mit Perl' und Gold geziert,
Der mittäglichen Güter,
Die da dein Land gebiert.
Dort seh' ich gern dich treiben
Das Nashorn in die Flucht;
Doch fremd wirst du mir bleiben
Auf dieser nord'schen Bucht.
Was fliegst du auf dem Eise,
Und sprichst der Kälte Hohn,
O du, der Wendekreise,
Des Südens heißer Sohn?
Du, der bis an den Nabel
Entblößt zu Rosse sprang,
Und in die Kettengabel
Den Hals des Sklaven zwang?
Aus diesem bunten Schwarme,
Im rauhen Pelzgewand,
Ragst du, verschränkt die Arme,
Gleich wie ein Nekromant,
Der mit geweihtem Ringe
Der Geister Trotz besiegt,
Und auf des Greifen Schwinge
Durch die Sahara fliegt.
O segle, wenn im Lenze
Kein Eis dein Schiff mehr hält!
Nach deines Landes Grenze
Zieh' heim in dein Gezelt!
Goldstaub auf deine Locke
Streut dort das Land Dar Fur;
Hier schmückt sie Reif und Flocke
Mit Silberstaube nur!
Ferdinand
Freiligrath . 1810 - 1876
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