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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Die Griechin auf der Messe

1833.

Vor deinem Zelte laß mich stehn,
O Mädchen von der Insel Zante!
Des Deutschen Stirne laß umwehn
Die Wohlgerüche der Levante!

In deine Gläser sind gebannt
Die Düfte von des Ostens Lenzen;
Du bietest feil am Nordseestrand
Natoliens Salben und Essenzen:

Des Rosenholzes flüchtig Oel,
Den edlen Weihrauch, runden Kornes;
Von Bagdad trug sie das Kameel
Zum Mastenwald des goldnen Hornes.

Auf fernen Märkten hast du sie
Erhandelt von des Südens Horden,
Zu Stambul und Gallipoli,
Und jetzt verkaufst du sie im Norden.

Es funkelt dein beweglich Haus
Im Glanze der krystallnen Becken;
Bunt, wie der Federbusch des Pfau's,
Glühn auf den Tischen fremde Decken;

Und hinter ihnen wandelst du -
Heil widerfahre dieser Schwelle! -
Schlank, wie am Flusse Karasu
Des Taurus weidende Gazelle.

Dein Turban blau, und schwarz dein Haar;
Auf deiner Stirne ruhig Sinnen,
Siehst du im Geiste den Bazar
Smyrna's und seine Käuferinnen?

O, träume fort! vorübergehn
Der Seele laß dein Ziehn und Reisen!
Frag' nicht, was mein Begehr; - dich sehn
Nur will ich, und dein Lächeln preisen.


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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Die Griechin auf der Messe, Ferdinand Freiligrath