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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Schwalbenmährchen

Auf dem stillen, schwülen Pfuhle
Tanzt die dünne Wasserspinn';
Unten auf krystallnem Stuhle
Thront die Unkenkönigin.

Von den edelsten Metallen
Hält ein Reif ihr Haupt umzogen,
Und wie Silberglocken schallen
Unkenstimmen durch die Wogen.

Denn der Lenz erschien; die Schollen
Sind zerflossen; Blüthen zittern;
Dumpfe Frühlingsdonner rollen
Durch die Luft, schwarz von Gewittern.

Wasserlilienkelche fließen
Auf des Teiches dunkelm Spiegel,
Und die ersten Schwalben schießen
Drüberhin mit schnellem Flügel.

Aus den zarten Schnäbeln leise
Tönt Gezwitscher in die Wellen:
"Viele Grüße von der Reise
Haben wir dir zu bestellen.

Lange waren wir in fremden
Sandbedeckten heißen Ländern;
Wo in weiten Kaftanhemden
Träge Turbanträger schlendern.

Purpurfarbne Wunderpflanzen
Dienten uns zu Meilenweisern;
Gelbe Mauren sahn wir tanzen
Nackt vor ihren Leinwandhäusern.

Lechzend auf dem warmen Sattel
Saß der Araber, der leichte,
Während Ziegenmilch und Dattel
Ihm aufs Pferd die Gattin reichte.

Auf die Jagd der Antilopen,
Kriegerisch, mit Spieß und Pfeile,
Zogen schlanke Aethiopen;
Klagend tönte Memnons Säule.

Aus des Niles Fluth getrunken
Haben wir, matt von der Reise;
Gruß dir, Königin der Unken,
Von dem königlichen Greise!

Alles grüßt dich, Blumen, Blätter!
Doch zumeist der Grüße viele
Bringen wir von deinem Vetter,
Von dem Krokodill im Nile!"


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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