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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Unter den Palmen

Mähnen flattern durch die Büsche; tief im Walde tobt der Kampf.
Hörst du aus dem Palmendickicht das Gebrüll und das Gestampf?
Steige mit mir auf den Teekbaum! Leise! daß des Köchers Klingen
Sie nicht aufschreckt! Sieh' den Tiger mit dem Leoparden ringen!

Um den Leichnam eines Weißen, den der Tiger überfiel,
Als er schlief auf dieses Abhangs scharlachfarb'gem Blumenpfühl,
Um den Fremden, seit drei Monden unsrer Zelte stillen Bürger,
Der nach Pflanzen ging und Käfern, streiten die gescheckten Würger.

Weh', kein Pfeil mehr kann ihn retten! schon geschlossen ist sein Aug!
Roth sein Schlaf, gleichwie die Blume auf dem Fackeldistelstrauch!
Die Vertiefung auf dem Hügel, drin er liegt, gleicht einer Schale,
Voll von Blut, und seine Wange trägt des Tigers Klauenmale.

Wehe, wie wird deine Mutter um dich klagen, weißer Mann! -
Geifernd fliegt der Leoparde den gereizten Tiger an;
Aber dessen linke Tatze ruht auf des Erwürgten Leibe,
Und die rechte hebt er drohend, daß den Gegner er vertreibe.

Siehe, welch ein Sprung! - der Springer hat des Todten Arm gefaßt;
Zerrend flieht er, doch der Andre läßt nicht von der blut'gen Last.
Ringend, ungestüm sich packend, stehn sie auf den Hinterpranken,
Aufrecht zwischen sich den starren, mit emporgerafften Blanken.

Da - o sieh', was über ihnen sich herabläßt aus dem Baum,
Grünlich schillernd, offnen Rachens, an den Zähnen gift'gen Schaum! -
Riesenschlange, keinen Einz'gen lässest du den Raub zerreißen!
Du umstrickst sie, du zermalmst sie - Tiger, Leoparden, Weißen!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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Unter den Palmen, Ferdinand Freiligrath