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Ferdinand Freiligrath
Gedichte
. 1848
Vier Roßschweife
Im Eilwagen am 15. Juli 1832.
Drei Stutenschweife wehn, der goldne Halbmond blinkt;
Im Bügel hebt sich hoch, den Damascener schwingt
Der stolze Pascha von Aegypten.
Ein Hengstschweif, lang und schwarz, auf einem blanken Spieß
Weht flatternd vor dem Zelt des Dei's von Tripolis,
Beschützt von seines Heers Gelübden.
Ein Mamelukentrupp, mit Waffen schwer bepackt,
Im Gurt Pistol und Dolch, die krummen Säbel nackt,
Bewacht die tausendhaar'ge Fahne.
Der Feldherr sitzt im Zelt, sein Auge glüht vor Lust;
Er lehnt sein bärtig Haupt an einer Sklavin Brust
Auf goldbefranzter Ottomane.
Mir spannt man kein Gezelt, an meine Wange schmiegt
Sich kein Tscherkessenkind! kein Lanzenreiter wiegt
Für mich den Fuß im goldnen Reife;
Kein Halbmond ward mein Lohn nach einer Perserschlacht -
Doch vor mir, staubumwölkt, auf Fliegenmord bedacht,
Wehn lang und dicht vier Rappenschweife.
Mir rauscht der Bospor nicht, wie Stambuls Padischah;
Mir blutet nicht, wie einst dem Herrn von Janina,
Der Feinde Haupt auf spitzen Gattern;
Kein Scheik der Wüste bringt mir seines Landes Zoll -
Doch mir, wie jenen, fliegt vierfaches Schweifgeroll!
Glückauf! zur Heimath weht sein Flattern!
Ferdinand
Freiligrath . 1810 - 1876
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