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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Vor einem Gemälde,

dessen frische Farben mir beim nahen Betrachten mein Bild zurückwarfen.

1834.


Diese Fluthen sind das Indische Meer,
Diese Inseln die Sechellen.
Vom Sturme geschleudert hin und her,
Thürmen hoch sich Wellen auf Wellen.
Das Schiff ergibt seinem Loose sich,
Seine Trümmer nur sehn Madagaskar;
Ins Boot wirft der weiße Matrose sich,
Und der schlanke, farbige Laskar.

Der Blitz durchschlängelt die schwarze Luft,
Die Wolken triefen von Regen,
Und ein finstres Antlitz, verschleiert von Duft,
Schaut aus dem Gewölk mir entgegen.
Seine Augen glühn auf die spritzenden
Gewässer herab, wie zweier
Durch Nebel und Strudel blitzenden
Leuchtthürme zitterndes Feuer.

Es scheint eines zürnenden Geistes Haupt:
Des Geistes, der dem Orkane
Befiehlt, der dem Schiff seine Masten raubt,
Und in Stücke zerreißt seine Fahne.
Er fährt auf dem Sturme - das rollende
Gewölk ist sein dampfender Wagen;
Das Weltmeer läßt er die grollende
Windsbraut mit den Fittigen schlagen.

Das Haupt bin ich selbst! aus den Wolken hervor
Zürn' ich selbst, ein riesiger Schatten!
Die Matrosen schauen zitternd empor;
Mein Hauch zertrümmert Fregatten.
Umsonst das Flehn der Ertrinkenden!
Was dem Dämon das Winseln des Wurmes?
Meine Wellen über die Sinkenden!
Ich bin der Gebieter des Sturmes!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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