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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



An Ulrich G.

nach Alfred de Musset

Ulrich, kein Auge maß die Tiefe je der Meere,
Der älteste Matros, der kühnste Taucher nicht!
Auf ihrem Spiegel ist's, daß, gleichwie seine Speere
Ein überwundner Schütz, die Strahlen Phöbus bricht.

So auch durchdrang kein Aug' den Abgrund deiner Schmerzen,
Gefallner Engel, Mann der düstern, eis'gen Ruh'!
Du trägst in deinem Haupt, du trägst in deinem Herzen
Zwei Welten, schreitest trüb an meiner Seite du.

Doch laß mich wenigstens in deine Seele schauen,
Wie furchtsam sich ein Kind beugt über einen See;
Du: so gereist, ein Haupt, das bleich vom Kuß der Frauen;
Ich, fast ein Knabe noch, dich neidend um dein Weh!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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