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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Das Lever

nach Alfred de Musset

O Herrin, es wird helle!
Dein Leibroß, Isabelle,
Begrüßt dich wiehernd; - schau'
Auf der Piqueur' und Führer
Grünfarb'gen Aermeln ihrer
Stoßfalken schwarze Klau'!

Sieh, Pagen und Bereiter!
Der flücht'gen Stuten Leiter,
Ein unbewamster Troß,
Das Haupt vom Busch umflogen,
So kommen sie gezogen,
Mit Armbrust und Geschoß.

O, höre deiner schnellen
Windspiel' und Doggen Bellen!
Horch, Pfiff und Gertenhieb!
Zur Jagd, frisch in den Bügel
Den Fuß! ergreif' die Zügel!
Viel Glück zur Jagd, mein Lieb!

Und nun zuerst verhülle
Des schönen Busens Fülle
Mit des Habites Grün!
Laß, moorumspannt, mit seinen
Göttlichen Formen scheinen
Ein süßes Räthsel ihn!

Mit weißer Hand zu kämmen
Dein Haar, laß überschwemmen
Das dunkelbraune dich;
Dein Haar, früh aufgebunden,
Und in den Abendstunden
Gelös't durch dich und mich.

Frisch auf denn, meine Wilde!
Weithin durch das Gefilde
Tönt deines Thiers Gescharr.
Und wie den Speer ein Knappe,
So schwingt, in bunter Kappe,
Den Sonnenschirm dein Narr.

Und nun noch die gestickte
Schärp' um die goldgeschmückte
Jagdrobe wirf, geschwind!
Und in des Mantels Falten
Will tragen ich und halten
Dich, wie ein schlafend Kind!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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