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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Der Pilger

nach Walter Scott

"Barmherzigkeit! Macht auf das Thor!
Der Wind aus Norden brüllt!
Weithin von Flocken glänzt das Moor,
Bahnlos ist das Gefild!

Kein Frevler in des Königs Jagd
Naht hauslos eurem Dach,
Obgleich selbst der in solcher Nacht
Wohl Mitleid fordern mag!

Ein Pilger bin ich, matt und alt,
Der Gott um Gnade fleht.
Um der Jungfrau willen, öffnet bald!
Es lohnt's euch mein Gebet!

Vom Pabste bring ich Ablaß euch;
Vom heil'gen Land, so weit,
Manch Heiligthum! - ach, öffnet gleich!
Thut's aus Barmherzigkeit!

Der Hirsch, vom trocknen Laub umhüllt,
Schmiegt sich der Hindin an;
Ein alter Mann, vom Sturm umbrüllt,
Kein Obdach finden kann!

Ihr hört des Ettricks Brausen doch;
Mit Eise wird er gehn!
Muß heute übern Ettrick noch!
Erhört ihr nicht mein Flehn!

Verschlossen bleibt das Thor von Erz,
Verschlossen dicht und fest;
Verschloss'ner ist des Mannes Herz,
Der hier mich winseln läßt.

Lebt wohl, lebt wohl denn! gebe Gott,
Wenn alt und schwach ihr seid,
Daß ihr nicht auch in solcher Noth
Umsonst nach Hülfe schreit!"

Der Förster lag im warmen Flaum,
Und hörte kalt sein Flehn;
Oft soll's ihm tönen noch im Traum
Durch des Decembers Wehn!

Denn sieh'! - als blaß das Morgenroth
Durch feuchte Nebel sah,
Da lag der Pilger, starr und todt,
Im Erlenbusche da!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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