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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Die Frau Markifin

nach Alfred de Musset

Ihr kennt ihr Aug' und ihre Züge,
Ihr kennt die Andalusierin!
Ihr wißt, daß ich im Arm sie wiege
Vom Abend bis zum Morgen hin!

O, seht sie, wenn ihr Arm wie eines
Schwans weißer Hals mich fest umschlingt;
Wenn, dicht an ihrem Haupte meines,
Die Nacht uns süße Träume bringt!

O, kommt! ob unserm Nest begegnet
Und schnäbelt euch, ihr Vögelein!
Durch ihren Schlummer, den Gott segnet,
Strahl' eurer Flügel Widerschein!

Preis der Vergessenheit gegeben
Sei Alles, nur die Liebe nicht!
Die Wollust ruft: vergeßt das Leben!
Der Vorhang ruft: vergeßt das Licht!

O, laß uns ruhen, Mund auf Munde!
Hauch' deine Seel' in mich hinein!
O, laß uns ruhn so bis zur Stunde,
Wo man uns bringt den Todtenschrein!

Und fürchte nicht des Sternes Schimmer,
Der jetzt die Furcht der Weisen ist!
Vielleicht, schlägt er die Welt in Trümmer,
Daß unsern Winkel er vergißt!

In meiner Seele frisches Bluten
Laß rinnen deinen lichten Geist,
Wie sich in eines Gießbachs Fluten
Der Wiese Blumenquell ergeußt!

Denn weißt du wohl, wie viele Schmerzen
Ich litt, ach, um zu leben nur?
Siehst du in meinem wunden Herzen
Des Ueberdrusses blut'ge Spur?

Gib einen Kuß mir, meine Kleine!
Mit meiner Hand in deinem Haar,
Laß mich erzählen dir beim Scheine
Der Lampe, was mein Unglück war!

Und sieh, wie gut ich bin, mein Leben!
Daß gestern du auf meiner Brust
Entschliefst - ich will es dir vergeben!
Und war's auch, als ich schwatzte just.

Denn, auf des Königs Wort, sobald es
Wird dunkel in der Hauptstadt sein,
Zieht hier im Lustrevier des Waldes
In's Schloß die Frau Markisin ein.

Mein Arm sei der Geliebten Wiege
Vom Abend bis zum Morgen hin.
Ihr kennt mein Lieb, ihr kennt die Züge
Der braunen Andalusierin!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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