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Ferdinand Freiligrath
Gedichte . 1848



Madrid

nach Alfred de Musset

Madrid, du Licht von Spaniens Thalen,
In deinen tausend Feldern strahlen
Viel tausend Augen, schwarz und blau.
Du weiße Stadt der Serenaden,
Viel tausend kleine Füße baden
Sich Nachts in deines Prado's Thau!

Madrid, und kämpfen deine Stiere,
Dann lassen tausend Händchen ihre
Buntfarb'gen seidnen Schärpen wehn;
Und in den sternerhellten, lauen
Lenznächten sieht man deine Frauen
Auf deinen blauen Treppen stehn.

Madrid, Madrid, laß sie sich sehnen!
Ich spotte deiner stolzen Schönen,
Die muthig tummeln Maul und Pferd!
Denn unter allen weiß ich Eine;
Laß Braun' und Blonde kommen - Keine
Ist ihre Fingerspitze werth!

Und mich nur, wenn die Sterne scheinen,
Läßt die Duenna dieser Einen
Durch ihr vergittert Fenster! - Wer
Nach zorn'gen Blicken trägt Begehren,
Der nah' ihr nur beim Messehören,
Sei Bischof oder König er.

Denn, wisset, meine wilde Kleine
Aus Andalusien ist es! meine
Wittib mit dunkelm Flammenblick!
Sie ist ein Teufel und ein Engel!
Braun, der Orange gleich am Stengel,
Und wie ein Vogel flügg und quick!

O, wenn wir zitternd Küsse tauschen,
Wenn um mein Haupt mit süßem Rauschen
Entfesselt ihre Locken wehn,
Dann muß man sie mit glühnder Wange,
Behend und schnell, wie eine Schlange,
In meinem Arm sich winden sehn.

Und fragt ihr, welchem Preis die schlanke
Erobrung ich denn wohl verdanke?
'S war meines Rosses Mähnenpracht;
Das Loben ihrer Sammtmantille;
Nicht zu vergessen: - auch Vanille-
Bonbons in einer Faschingsnacht!


  Ferdinand Freiligrath . 1810 - 1876






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