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Ferdinand Freiligrath
Gedichte
. 1848
Roland der Held
nach Thomas Campbell
Roland der Held! - Roland der Held!
Falsche Zeitung, daß er fiel im Feld,
Schlug an des Rheines Strand;
Da erlag dein treues Herz in Pein,
O du Schönste auf und ab am Rhein,
O du Schönste rings im Land!
Und den Schleier nahm sie unverweilt,
Wo am Werth der Strom vorübereilt; -
O, zu rasch! - bald klirrt ein Sporn! -
Umsonst! der Schwur und die Locke fällt,
Als am Drachenfels die Trompete gellt -
Ihres Ritters lustiges Horn!
O, nun bricht ihr Herz, von Gram verzehrt;-
Und wär' er gestern heimgekehrt,
Sie hätt' ihn glühend geküßt;
Und die Reize hätten ihn all' beglückt,
Die er nimmer, nimmer ans Herz nun drückt -
Wenn es nicht im Himmel ist!
Doch der Ritter treu und der Ritter kühn,
Er sitzt ab, er kann nicht von dannen ziehn,
Es hält ihn mit Gewalt,
Er will athmen nur, wo ihr Athem weht,
Wo für ihn auch aufsteigt ihr Gebet,
Wenn das Hallelujah schallt!
Noch ein Fenster hebt sich, längst ergraut,
Von dem Schlosse, das er sich gebaut,
Wo der Rhein am Werth sich bricht.
Dort, zu Mettenklang und Orgelbraus,
Sah er nieder auf der Liebsten Haus -
Denn sie selber sah er nicht.
Sie starb! - Er ritt ins Schlachtgefild;
Vor sein sterbend Hirn noch trat ihr Bild,
Als er fiel des Tapfern Fall;
Ihren Namen mit der letzten Kraft
Rief er aus, die Blume der Ritterschaft,
Roland zu Ronceval!
Ferdinand
Freiligrath . 1810 - 1876
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