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Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
. 1825
Tischlied
Mich ergreift, ich weiß nicht wie,
Himmlisches Behagen.
Will mich's etwa gar hinauf
Zu den Sternen tragen?
Doch ich bleibe lieber hier,
Kann ich redlich sagen,
Beim Gesang und Glase Wein
Auf den Tisch zu schlagen.
Wundert euch, ihr Freunde, nicht,
Wie ich mich geberde;
Wirklich ist es allerliebst
Auf der lieben Erde:
Darum schwör' ich feierlich,
Und ohn' alle Fährde,
Daß ich mich nicht freventlich
Wegbegeben werde.
Da wir aber allzumahl
So beisammen weilen,
Dächt' ich, klänge der Pokal
Zu des Dichters Zeilen.
Gute Freunde ziehen fort,
Wohl ein hundert Meilen,
Darum soll man hier am Ort
Anzustoßen eilen.
Lebe hoch, wer Leben schafft!
Das ist meine Lehre.
Unser König denn voran,
Ihm gebührt die Ehre.
Gegen in- und äußern Feind
Setzt er sich zur Wehre;
Ans Erhalten denkt er zwar,
Mehr noch, wie er mehre.
Nun begrüß' ich sie sogleich,
Sie die einzig Eine.
Jeder denke, ritterlich,
Sich dabei die Seine.
Merket auch ein schönes Kind,
Wen ich eben meine,
Nun so nicke sie mir zu:
Leb' auch so der Meine!
Freunden gilt das dritte Glas,
Zweien oder dreien,
Die mit uns, am guten Tag,
Sich im Stillen freuen,
Und der Nebel trübe Nacht
Leis' und leicht zerstreuen;
Diesen sey ein Hoch gebracht,
Alten oder Neuen.
Breiter wallet nun der Strom,
Mit vermehrten Wellen,
Leben jetzt, im hohen Ton,
Redliche Gesellen!
Die sich, mit gedrängter Kraft,
Brav zusammen stellen,
In des Glückes Sonnenschein
Und in schlimmen Fällen.
Wie wir nun zusammen sind,
Sind zusammen Viele.
Wohl gelingen denn, wie uns,
Andern ihre Spiele!
Von der Quelle bis ans Meer
Mahlet manche Mühle,
Und das Wohl der ganzen Welt
Ist's, worauf ich ziele.
Johann
Wolfgang von Goethe . 1749 - 1832
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